Ehrungen & Orden

Beitragsseiten

Militär- und Zivil-Verdienstorden
Quelle: Klaus-Peter Merta, Kurzer Überblick über die Entwicklungsgeschichte des Auszeichnungswesens, Mitteilungen des Deutschen Historischen Museums.
 
 
Die absolutistischen Staaten, die vor und nach der französischen Besatzung existierten bzw. neu geschaffen wurden benötigten Verwaltungseinrichtungen und Finanzbehörden und als wichtige Machtstütze vor allem das Heer. Zur zentralen Verwaltung war natürlich ein verlässlich arbeitender Beamtenapparat und eine treu ergebene Beamtenschaft die Voraussetzung. Diese Aufgaben übernahm zum einen der sogenannte Dienstadel und zum anderen fachlich versierte Vertreter des Bürgertums.
 
Das bis dato existierende Ordenswesen, im Sinne von Ritterorder oder Hausorden waren jedoch auf Mitglieder des regierenden Hauses und auf eine Auswahl des Adels beschränkt, hatten einen elitären Charakter und schloss weite Teile der Bevölkerung aus. Vor allem diejenigen, die im Sinne des Staates arbeiteten und dem Landesherrn ergeben waren konnten am Auszeichnungswesen nicht teilhaben.
 
Dies führte in der Zeit des ausgehenden 18. Jahrhunderts und des beginnenden 19. Jahrhunderts zur Entstehung von Verdienstorden und drückte deutlich einen Wandel von Charakter und Inhalten im Ordenswesen aus. Diese neuen Orden waren Mittel und Instrument zur Würdigung und Belohnung geleisteter und vor allem messbarer Verdienste. Die Auszeichnung erfolgt daher nicht mehr durch Aufnahme in eine Gemeinschaft, sondern ausschließlich durch eine Verleihung, das heißt durch die Übergabe eines Ordens als ein sichtbar zu tragendes Zeichen. Dadurch wandelte sich auch die Bedeutung des Begriffs, statt Zugehörigkeit zu einem Orden, galt er jetzt dem Orden als ein verliehenes Stück.
 
Um Verdienste in unterschiedlichsten Bereichen und Dienststellungen belohnen zu können, machte sich eine Differenzierung dieser Auszeichnungen nach Leistungen und Ranggruppen erforderlich. Ein Öffnen der Orden für mehr Mitglieder bzw. für mehr Verleihungen hatte eine Einteilung in Klassen zur Folge. Diese knüpfte an die Einteilung mittelalterlicher Orden an. Die Differenzierung in die Klassen "Großkreuz", "Kommandeurskreuz" und "Ritterkreuz" entsprach der Sozialstruktur des 18. Jahrhunderts und dem Moral- und Ehrverständnis der Zeit. Die Verleihung dieser Auszeichnungen setzte Adel nicht mehr unabdingbar voraus sondern hatte vielmehr häufig die Erhebung in den Adelsstand zur Folge. Dies wurde von den Landesherren dabei unterschiedlich gehandhabt. So konnte es sich um die Verleihung des persönlichen Adels handeln (wie beim Hannoverschen Guelphen-Orden) oder um die Erhebung in den erblichen Adel. Zuerst fand diese Verleihungspraxis durch Militär-Verdienstorden im Heerwesen Verbreitung. Mit der an die Verleihung gekoppelten Erhebung in den Adelsstand blieben Inhalte und Verleihungsmodalitäten dieser Orden dem absolutistischen System verhaftet.
 
Bauern und Handwerker, Soldaten und Unteroffiziere konnten jedoch keine Orden erhalten. Woraufhin in vielen Staaten zusätzlich Verdienst- und Erinnerungszeichen als tragbare Auszeichnungen geschaffen wurden, die nicht zur Klassifikation der Orden gehören. Sie wurden für Leistungen und Verdienste in unteren zivilen und militärischen Bereichen verliehen. Dabei kann es sich um allgemeine oder konkret benannte Verdienste handeln.
 
Zu den wohl bekanntesten Ehrenzeichen für Tapferkeit zählt das Eiserne Kreuz. Dieses wurde am 10. März 1813 durch König Friedrich Wilhelm III. gestiftete und markiert eine Wende im Auszeichnungswesen Preußens. Als erste Auszeichnung stand es unabhängig von sozialer Herkunft, konfessioneller Bindung sowie Rang und Stand allen für Kriegsverdienst zu. Das Eiserne Kreuz war als einmalige Stiftung gedacht, seine Verleihung zeitlich nur auf den Befreiungskampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft festgelegt. Stiftungsinhalt und Verleihungspraxis dieser begehrten Auszeichnung wären ohne die bürgerliche Reform im Staats- und Heerwesen Preußens von 1808 bis 1813 nicht denkbar gewesen. Sparsame und korrekte Verleihung für wirkliche Verdienste sicherte der Auszeichnung einen Symbolcharakter. Die Träger genossen, wie bei der französischen Ehrenlegion, höchstes Ansehen.
 
Für die Teilnahme an Feldzügen und Schlachten oder für andere spezielle Anlässe aller Art entstanden Erinnerungszeichen. Die Kriegsdenkmünzen erfreuten sich dabei in Deutschland großer Beliebtheit. Die Tradition ihrer Ausgabe reicht bis zu den Befreiungskriegen zurück. Diese Denkmünzen waren Volksauszeichnungen, die dem Charakter der Zeit entsprachen.
 

Change language / Sprache ändern:

Aktuelle Seite: Startseite Ehrungen Auszeichnungen